Der Sorgenmantel 

Während eines Workshops für eine Gruppe von Gymnasial- und Berufschullehrern mit dem Titel "Kommunikation und Führungsverständnis" erzählte ein sehr erfahrener und engagierter Gymnasiallehrer, dass er Klassenlehrer einer fünften Klasse mit ca. 30 Schülern sei. 

Während einer Diskussion im Plenum zum Thema "Umgang mit Emotionen" vertrat er die Auffassung, dass es seinen Schülern durchaus zuzumuten sei, dass sie seine Launen aushalten und ertragen. "Die haben sich schon darauf eingestellt, die schaffen das.".

Im weiteren Verlauf der Diskussion wurden andere Sichtweisen besprochen. Der Lehrer wurde nachdenklich und erkannte, dass seine Schüler ihn präsent, fokussiert und mit guter Laune verdient haben. Sollte der Anlass für seinen Unmut im Verhalten seiner Fünftklässler zu finden sein, gilt es, das mit der Klasse zu besprechen und zu klären. Wenn nicht, empfiehlt es sich, die schlechte Laune und den Ärger vor Betreten des Klassenzimmers wie einen "schweren Sorgenmantel" - metaphorisch gesehen - an den Kleiderhaken vor dem Klassenzimmer zu hängen. Der Lehrer betritt dann freier und energievoller seinen Arbeitsraum. Sorgen, dass sein Mantel weg kommt, braucht er sich nicht zu machen. 

Diesen Mantel will keiner.