Wie viel ist der Mensch dem Menschen wert?

Diese Frage kann heute nicht mehr sinnvoll beantwortet werden, da jeder Mensch unverzichtbar geworden ist. Seine Würde ist unantastbar und gerade im 21. Jahrhundert lernt die Menschheit immer noch dazu. Ausgrenzung wegen Hautfarbe ist heute bereits für viele ebenso offensichtlich falsch, wie Diskriminierung von Homosexualität, Religionszugehörigkeit, Ethnie oder Genderidentität.

Diese Wertschätzung des Menschen in seiner Vielfältigkeit braucht Offenheit, Toleranz und vor allen Dingen Empathie. Wer mit Offenheit und mit liebevoller Neugierde auf seine Mitmenschen zugeht, kann dies aber nur schwer mit Angst verbinden.

Denn Angst ist eine evolutionär ältere und basalere Empfindung, als die Errungenschaften unserer Zwischenmenschlichkeit. In kaum einem Jahrhundert wie diesem, konnte Toleranz und Offenheit so vorgefunden werden wie wir sie heute zu leben versuchen.

Wann immer es zu Ausgrenzung und Verfolgung kommt, dann ist das nicht nur Angst einflößend - es ist ein Ergebnis von Angst. Abweichung von einer angenommenen Norm wird dann als Bedrohung des eigenen Lebenswandels, der Gesellschaft und am Ende des Lebens selbst wahrgenommen.

Die Angst fällt dabei auf umso fruchtbareren Boden, je weniger handfestes Wissen bekannt ist. Denn wer seine Mitmenschen kennt, stellt schnell fest: Das sind keine Monster, das sind auch nur Menschen wie ich.

Das erfordert jedoch angstfreie und offenherzig erworbene Erfahrungen. Egal ob es nun also um Erwachsenenbildung oder Coronastreitigkeiten geht: Wer auf seine Mitmenschen zugeht und verstehen lernt, wie sie zu ihren Standpunkten, ihrem Erleben und ihrer Identität kommen, der wird sie oft nicht nur verstehen sondern auch schätzen lernen.

Deswegen sind Kommunikation und Bildung für mich eng verbunden mit dem Mut auf den Anderen zuzugehen und sich menschlich mit Wertschätzung zu begegnen.